Tiblissi – Ringerin Maria Selmaier (72 kg/KSC Motor Jena) hatte nach ihrem Auftritt bei den Europameisterschaften in Tiblissi (GEO) ein lachendes und ein weinendes Auge. Auf der einen Seite gab es eine ganze Reihe von guten Erfahrungen mit dem neuen Trainerteam, das sich seit dem Jahreswechsel um die DRB-Damen kümmert, auf der anderen Seite war es nur ein Duell, dass die Ringerin aus dem Leistungszentrum Jena ausringen konnte. Nach einer 0:2-Rundenniederlage gegen die Österreicherin Marina Gastl waren die Titelkämpfe für Maria Selmaier auch schon wieder beendet. Da Marina Gastl das Finale verfehlte, konnte die KSC-Ringerin auch nicht mehr über die Hoffnungsrunde erneut ins Kampfgeschehen eingreifen.
Jörg Richter sprach mit der Ringerin aus dem Leistungszentrum Jena über die derzeitige Situation mit einem neuen Trainerteam beim DRB, aber auch über den Vorschlag der IOC-Exekutive, Ringen aus dem olympischen Programm zu streichen.
Maria Selmaier (72 kg/KSC Motor Jena – rotes Trikot) im Kampf gegen die Österreicherin Marina Gastl. |
Zunächst einmal die Frage, wie kommt man als Mädchen überhaupt zum Ringen ?
Maria: „Das war 1995 bei uns zu Hause in Magdeburg, da hat mich mein Bruder mit zum Training genommen. Das heißt er war beim Ringen und ich beim Turnen. Da ich dann immer noch Zeit hatte, bis er mit dem Ringertraining fertig war, hab ich mitgemacht und es hat mir gefallen“.
Die Entwicklung ging rasant, bald ging es in Jena weiter ?
Maria: „Zunächst begann ich beim PSV Magdeburg, später schloss ich mich dem MSV 90 an, ab 2004 bin ich dann nach Jena, ans dortige Leistungszentrum gegangen, wo ich heute noch unter den Fittichen von Ex-Weltmeister Hartmut Reich trainiere“.
In Jena stellten sich dann auch die ersten Erfolge auf internationalen Matten ein ?
Maria: „Schon vier Jahre später wurde ich Dritte bei den Europameisterschaften der Kadettinnen, 2010 konnte ich bei den Junioren-Europameisterschaften die Silbermedaille erkämpfen, ein Jahr später holte ich ebenfalls bei den Juniorinnen Bronze“.
Die ersten Einsätze bei den Frauen kamen ziemlich früh, aber die haben viel Auftrieb gegeben ?
Maria: „Ja, 2009 hatte ich bei den Europameisterschaften in Vilnius (LIT) meinen ersten Auftritt bei den Frauen, 2010 wurde ich bei den Weltmeisterschaften in Moskau (RUS)Achte, eine Platzierung, die ich 2012 wiederholen konnte“.
Nun hat es bei den Titelkämpfen in Tiblissi (GEO) nicht ganz in Medaillennähe gereicht, woran lag es ?
Maria: „Im Gewicht bin ich ziemlich schnell nach oben geklettert, nun muss ich mir noch Kraft draufpacken. Aber das ist Fleißarbeit, das bekomme ich hin, schließlich ist mein Jahres-Höhepunkt die Weltmeisterschaft, die dieses Jahr im September in Budapest (HUN) ausgetragen werden“.
Passen bei diesen hochgesteckten Zielen Sport und Beruf unter einem Hut ?
Maria Selmaier: „Ich bin im zweiten Ausbildungsjahr bei der Sportfördergruppe der Polizei. Dort passt alles und ich habe genügend Freiraum für das Training, vor allem über die Sommermonate kann ich mich voll auf das Training konzentrieren“.
Jena hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem ‚Frauenstandort‘ entwickelt ?
Maria: „In Jena werden viele gute Frauen und Mädchen konzentriert, da es in den kleineren Vereinen zu wenig Trainingspartner gibt. In Jena gibt es gute Trainingsbedingungen, aber auch sonst ist es eine schöne Stadt, in der ich mich sehr wohl fühle“.
Nun kam die Nachricht, das die IOC-Exekutive vorgeschlagen hat, Ringen aus dem olympischen Programm zu nehmen, würde das nicht auch alle persönlichen Pläne zunichte machen ?
Maria: „Am Anfang war ich schon schockiert, mittlerweile ist da wieder etwas Ruhe eingezogen, wir konzentrieren uns auf den nächsten Olympiazyklus 2016 , auf die Entscheidungen des IOC haben wir ohnehin keinen-, oder nur sehr wenig Einfluss. Natürlich wären die Olympischen 2020 für mich schon noch einmal ein echter Höhepunkt, es wäre schlimm, wenn es da kein Ringen mehr geben würde. Aber da lastet so viel politischer Druck auf dem IOC, da bin ich optimistisch, dass es auch nach 2016 weiter geht“.
Seit dem Jahreswechsel gibt es ein neues Trainerteam im Frauenbereich, wie läuft es dort ?
Maria: „Richtig gut, mit dem neuen Cheftrainer komme ich sehr gut zurecht, Nicolae Ghita ist ein Profi, ein guter Taktiker, dass merkt man schnell. Auch in die Mannschaft, die nunmehr aus jungen Ringerinnen besteht, kam frischer Wind. Früher war eine Kluft zwischen den älteren Ringerinnen und uns jungen Talenten, die gibt es nun nicht mehr. Damit ist auch der Zusammenhalt innerhalb unserer Mannschaft weitaus besser geworden, ich fühle mich wohl in diesem Team“.