Aschaffenburg – Mit einem lachenden- und einem weinenden Auge reisten TRV-Präsident Lutz Zimmermann, sowie die beiden Trainer Hartmut Reich und Lothar Gwosdz mit ihrem Team von den Deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer (Freistil) am 24.06.2018 nach Hause zurück.
Das lachende Auge galt dem Bronzemedaillengewinner Enes Akbulut (61 kg/ASV Hof), sowie der jungen Anne Nürnberger (57 kg/KSC Motor Jena), die bei den diesjährigen, deutschen Juniorenmeisterschaften Vizemeisterin wurde und für die Europameisterschaft in Rom, Anfang August nominiert wurde. Am Wochenende bot die Ringerin vom KSC Motor Jena in Aschaffenburg eine gute Turnierleistung, die selbst Frauen-Bundestrainer Patrick Loes aufmerksam werden ließ.
Anne Nürnberger (rotes Trikot) bei den DM 2018. Foto: Jörg Richter |
Zwar unterlag Anne Nürnberger gegen gestandene Athletinnen wie der Fünften der Europameisterschaft 2018 in Kaspiisk (RUS) Laura Mertens (AC Ückerath), oder der späteren Siegerin Sandra Paruszewski (AV Sulgen), die junge Dame aus der Trainingsgruppe von Trainer Hartmut Reich setzte sich jedoch gegen Serena Bölke (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) durch und beendete die Titelkämpfe auf Platz 4, nachdem sie im Kampf um Bronze gegen Elena Brugger (TuS Adelhausen) unterlag. Auch die Südbadenerin ist kein unbeschriebenes Blatt, die Junioren-Europameisterin von 2016 gewann vor wenigen Wochen bei den Europameisterschaften der U-23 in Istanbul (TUR) Bronze. „Trotz dieser hochkarätigen Konkurrenz hat sie Kampfgeist bewießen“, freute sich auch TRV-Präsident Lutz Zimmermann über die Leistung der KSC-Ringerin, die in diesem Jahr bereits bei den stark besetzten Flatz-Open in Österreich mit einem 2. Platz auf sich aufmerksam machte.
Enes Akbulut (rotes Trikot) bei den DM 2018. Foto: Jörg Richter |
Nach Silber im Vorjahr freute sich Enes Akbulut (ASV Hof) bei den Deutschen Meisterschaften der Freistilringer in Aschaffenburg am vergangenen Wochenende über Bronze. „Die Medaille war ebenso schwer erkämpft, aber ich kämpfe ja noch im Juniorenbereich, wo ich in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Kreuznach Silber erringen konnte, daher freue ich mich ganz besonders über Edelmetall bei den Männern“, so der junge Franke, der bislang im Ringerzentrum Jena trainierte, nun aber ein Lehramtsstudium beginnen möchte.
Seinen Auftaktkampf verlor Enes Akbulut am Samstagmorgen gegen Valentin Seimetz (KSV Köllerbach) nur knapp mit 7:9, da der Saarländer jedoch das Finale erreichte, konnte Akbulut in der Hoffnungsrunde erneut angreifen. Mit einem 11:6-Erfolg über Alex Ufelmann qualifizierte sich der Hofer für den Kampf um Bronze. Mit einer taktischen Meisterleistung setzte er sich auch da mit 4:2 gegen Purya Jamali Esmaeili-Kandi (TV Aachen-Walheim) durch und stand am Ende auf dem Siegertreppchen. „Wichtig war dabei der Beinangriff kurz vor Ende der ersten Runde des Kampfes, mit dem ich den 0:2-Rückstand ausgleichen konnte“, so der ASV-Ringer glücklich.
Ein volles Wettkampfprogramm hatte Jenny Hast (53 kg/RLZ Aschaffenburg) zu absolvieren, die im Leistungszentrum Jena unter den Fittichen von Hartmut Reich trainiert, jedoch für ihren Heimatverein RLZ Aschaffenburg startet, damit sozusagen Heimvorteil hatte. Nach ihrem Auftaktsieg gegen Lissy Bielau vom Eisenhüttenstädter RC, fand sich Jenny Hast im zweiten Vorrundenduell gegen die Teilnehmerin der U-23-Europameisterschaften Annika Wendle (ASV Altenheim) auf beiden Schultern wieder. Vorbei war das Turnier damit für die Ringerin aus dem Stützpunkt Jena noch nicht, denn in ihrer Kategorie wurden die beiden Vorrundengruppen im nordischen System ‚Jeder gegen jeden‘ ausgerungen. Gegen die Deutsche Kadettenmeisterin Angelina Purschke (SV Warnemünde) schaffte Jenny Hast einen 3:1-Punktsieg und stand damit im Halbfinale, wo sie auf die frischgebackene Militär-Weltmeisterin Nina Hemmer (AC Ückerath) traf. Jenny Hast unterlag klar mit 0:10 Punkten und zog ins kleine Finale um Bronze ein. Auch hier stand ihr mit Eva Sauer (VfK Schifferstadt) eine erfahrene Kontrahentin gegenüber, die verletzungsbedingt angeschlagen- einen Fehler von Jenny Hast zum Schultersieg nutzte und nach ihrem Sieg von der Matte getragen werden musste. Jenny Hast verpasste damit trotz guter Gesamtleistung den Sprung auf das Siegertreppchen und erreichte nach 5 Kämpfen den undankbaren 4. Platz.
Ebenfalls auf Rang 4 schlitterte die Deutsche Juniorenmeisterin Eyleen Sewina (RSV Rotation Greiz) über die Ziellinie, die sich allerdings kurz vor den Titelkämpfen eine Knieverletzung im Training zuzog und sich regelrecht auf den undankbaren 4. Platz durchbeißen musste. Nach ihrem Auftaktsieg über Jana Heiden (KSV Schriesheim) musste sich die Ringerin aus Greiz durch die komplette Spitze des Frauenbereichs mit Anna Schell (RLZ Aschaffenburg), Eveline Neumann (RC Cottbus) und Maria Selmaier (KSC Motor Jena) kämpfen.
Apropos Maria Selmaier; die Olympiateilnehmerin von Rio 2016 aus Jena ließ auf dem Weg ins Finale nichts anbrennen, hielt sich gegen Frances Lönhardt (SV Luftfahrt Berlin), Eveline Neumann (RC Cottbus), Johanna Meier (WKG Weitenau-Wieslet) und eben auch Eyleen Sewina (RSV Rotation Greiz) nicht nur schadlos, sondern gab nicht einen, einzigen Wertungspunkt ab, sammelte dagegen 39 eigene Zähler. Dann der Schock beim Duell gegen die Lokalmatadorin Anna Schell (RLZ Aschaffenburg), als eine Aktion von Maria Selmaier gekontert- und die KSC-Ringerin geschultert wurde. Betretene Gesichter im Thüringer Lager, grenzenloser Jubel dagegen bei den Gastgebern über den unverhofften Meistertitel. Über die Silbermedaille konnte sich Maria Selmaier nicht freuen, hatte sie sich doch den Titel als Ziel gesetzt.
Auch Routinier Mario Koch (61 kg/KSC Motor Jena) wollte unbedingt eine Medaille von seinen nunmehr letzten Titelkämpfen mit nach Hause nehmen. In seinem Auftaktkampf siegte Koch souverän über Ekrem Gülönü (TV Essen-Dellwig), im Viertelfinale dann allerdings das Duell gegen Philipp Herzog (FCE Aue). Der Erzgebirger, der eigentlich aus Luckenwalde kommt und auch am dortigen Leistungszentrum trainiert, hatte beim 3:3 im zweiten Kampfabschnitt die Nase durch die zuletzt vergebene Wertung vorn. Koch drückte und drängte, doch die Verwarnung an Herzog blieb aus und so brachte der Erzgebirger den knappen Vorteil über die Zeit. Herzog verlor jedoch im Halbfinale, verpasste damit den Endkampf um den Titel, damit war Mario Koch aus dem Rennen, der Traum von der letzten Medaille war geplatzt.
Anders dagegen die Vorzeichen bei Sebastian Wendel (92 kg/RSV Rotation Greiz), der angesichts sehr starker Konkurrenz ohne Druck in die Kämpfe ging und überraschte. In der Qualifikation gewann der Greizer gegen Vitalij Rosenberger (ASV Daxlanden) durch technische Überlegenheit (10:0) vorzeitig. Auch im Duell gegen Ilja Matuhin (1. Luckenwalder SC) kämpfte Wendel gegen den DRB-Auswahlringer auf Augenhöhe und gab drei Sekunden vor Kampfende die entscheidenden Punkte zum 5:5 ab, womit der Luckenwalder den Vorteil durch die zuletzt vergebene Wertung auf seiner Seite hatte.
Die raue Luft im Männerbereich bekam Joel Wrensch (RSV Rotation Greiz) zu spüren, der Bronzemedaillengwinner der Deutschen Juniorenmeisterschaft 2018 unterlag Yannick Ott vom KSC Hösbach noch in der ersten Runde des Kampfes mit 0:11 Zählern und schied aus, da Ott das Finale verfehlte. Die Regel besagt; nur wenn der Ringer aus Hösbach den Endkampf um Gold erreicht, kann Wrensch über die Hoffnungsrunde erneut ins Kampfgeschehen eingreifen. So beendete Joel Wrensch die Meisterschaft auf dem 8.- und letzten Platz seiner Gewichtsklasse.
Jil Niemandt (rotes Trikot) in ihrem Kampf gegen Anastasia von Steuben. Foto: Jörg Richter |
Eine Chance auf Bronze hatte der Thüringer Ringer- Verband noch, denn Jil Niemandt (50 kg/KSC Apolda) stand trotz einer Niederlage gegen die spätere Titelträgerin Jaqueline Schellin (TV Mühlacker) auf Grund der geringen Beteiligung in der leichtesten Frauenklasse im kleinen Finale um Bronze. Dort hielt die KSC-Ringerin über weite Strecken des Kampfes gegen Anastasia von Steuben (SAV Torgelow) mit, erst am Ende der Begegnung konnte die Gegnerin aus dem Norden Mecklenburg-Vorpommerns entscheidend punkten und kam im Bodenkampf noch zum Überlegenheitserfolg. Jil Niemandt beendete damit das Meisterschaftsturnier auf Platz 5.
„Anne Nürnberger hat sich bei diesen Titelkämpfen gut verkauft, obwohl sie in einer der schwersten Gewichtsklassen über die Waage ging, viel Pech hatten hingegen Maria Selmaier, aber auch Sebastian Wendel, dem nur wenige Sekunden zum Einzug ins Halbfinale fehlten“, alle Anderen haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten gerungen“, verwies Trainer Hartmut reich auf die Knieverletzung von Eyleen Sewina, die im Vollbesitz ihrer Kräfte sicher eine Medaille geholt hätte.
Der Vorsitzende des RSV Rotation Greiz, Thomas Fändrich war ebenfalls nach Aschaffenburg gereist, um neben den TRV-Startern auch Martin Obst (79 kg) und Daniel Sartakov (74 kg) die Daumen zu drücken, die in der kommenden DRB-Bundesligasaison für den RSV Rotation auf die Matte treten. Und auch Obst im Pech, im entscheidenden Duell gegen Benjamin Sezgin (KSV Aalen 05) vergaben die Kampfrichter beim Stand von 1:1- mit Vorteil für Obst, 31 Sekunden vor Kampfende eine Passivitätsverwarnung an den bei Einzelwettkämpfen für den 1. Luckenwalder SC kämpfenden Vize-Europameister. Obst musste nun innerhalb von 30 Sekunden einen Punkt holen, setzte alles auf eine Karte und wurde von Sezgin, der im Vorjahr Titelträger der 86 kg-Klasse war, geschultert. „Das ist sehr ungewöhnlich, das so knapp vor Kampfende eine Passivitätsverwarnung ausgesprochen wird“, ärgerte sich Fändrich über die Kampfrichterentscheidung, die es auf internationaler Ebene so nicht gegeben hätte. Obst sicherte sich mit einem Hoffnungsrundensieg den Einzug ins kleine Finale um Bronze, wo er seinen Vereinskameraden Franco Büttner (ebenfalls 1. Luckenwalder SC) mit 4:2 Punkten bezwang.
Auch Daniel Sartakov setzte sich in einem spannenden Duell gegen Lennard Wickel (1. Luckenwalder SC) durch, unterlag im Halbfinale jedoch Artur Tatrinov (TV Traunstein), war aber im Kampf um Bronze gegen Brian Bliefner (FC Erzgeb. Aue) mit einem knappen 3:2-Punktsieg wieder ‚oben auf‘ und beendete die Meisterschaft ebenso wie Martin Obst auf dem 3. Rang.