Rio – Seit Sonntag greifen bei den olympischen Spielen in Rio auch die Ringer ins Geschehen ein. Unter den 7 deutschen Athleten ist auch Maria Selmaier, aus dem Ringer-Leistungszentrum Jena, die am Donnerstag um die begehrten Medaillen kämpfen wird.
Foto: J. Richter – Maria Selmaier (KSC Motor Jena) bei der Übergabe des Olympiatrikots. |
Zunächst stehen die Griechisch-Römisch-Spezialisten auf der Ringermatte. Drei DRB-Ringer sind dabei am Start, wobei dem Musberger Frank Stäbler (66 kg) die größten Medaillenchancen zugesprochen werden.
Stäbler wurde 2015 in Las Vegas (USA) Weltmeister und qualifizierte sich damit schon im September des vergangenen Jahres für die Olympischen Spiele, Nina Hemmer und Maria Selmaier holten ihre Fahrkarten nach Rio bei den Qualifikationswettkämpfen. Eduard Popp (130 kg/VfL Neckargartach) und Denis Kudla (85 kg/VfK Schifferstadt) mussten ebenfalls durch die Qualifikationsmühle. Eduard Popp hatte die Hürde zu den Olympischen Spielen beim Europaturnier in Zrenjanin geschafft, Denis Kudla brachte beim 2. Weltturnier in Istanbul das Kunststück fertig, ausgerechnet dem türkischen Spitzenringer Metehan Basar das Ticket nach Rio vor eigenen Fans vor der Nase wegzuschnappen.
Seit 2004 steht auch Frauenringen im olympischen Programm. Für die Wettkämpfe in Rio wurden die olympischen Gewichtsklassen der Damen von vier- auf nunmehr sechs Kategorien aufgestockt, die Männer mussten dafür in beiden Stilarten Gewichtsklassen abgeben und kämpfen in Rio ebenfalls in jeweils 6 Gewichtskategorien. Olympische Medaillen konnte bislang keine deutsche Ringerin erkämpfen.
Doch in Rio werden den deutschen Ringerinnen gute Medaillenchancen eingeräumt, vor allem Aline Focken (69 kg/KSV Krefeld), die 2014 Weltmeisterin wurde und sich 2015 in Las Vegas (USA) mit WM-Bronze für Rio qualifizierte, gilt als eine Aspirantin auf olympisches Edelmetall.
Nina Hemmer (53 kg/AC Ückerath), Luisa Niemesch (59 kg/SVG Weingarten), sowie Maria Selmaier (75 kg/KSC Motor Jena) lösten bei den Qualifikationswettkämpfen im Früjahr in Zrenjanin (Europa-Ausscheid in Serbien), Ulan Bator (1. Weltturnier in der Mongolei) und in Istanbul (2. Weltturnier in der Türkei) die Fahrkarten nach Rio.
Nach einer Vielzahl von Verabschiedungen ging es für Maria Selmaier am vergangenen Freitag endlich über den großen Teich – hinein in das bunte Gewühl des olympischen Dorfes.
Olympiastützpunkt, Landessportbund, der Thüringer Ringer- Verband, die Stadt Jena und nicht zuletzt der KSC Motor luden Maria Selmaier vor ihrer Abreise ein, um sie gebürend zu verabschieden. Daumendrücken allerortens wurde schon vor der Abreise signalisiert.
Doch vom Trubel in Rio wird Maria Selmaier noch nicht allzuviel mitbekommen, zu sehr ist sie auf ihren eigenen Wettkampf fokussiert, erst nach ihren Kämpfen fällt die ganze Anspannung, erst dann hat auch Maria Selmaier ein Auge für andere Sportarten und Veranstaltungen rings um Olympia.
Insgesamt ist der Deutsche Ringer- Bund in Rio mit 7 Athleten vertreten, vier Frauen und drei Griechisch-Römisch-Ringer treten zum Kampf um das wohl begehrteste Edelmetall der Sportwelt an, deutsche Freistilringer konnten sich nicht für das olympische Turnier qualifizieren. Damit lasten die Hoffnungen auf Maria Selmaier, die als einzige Starterin aus den neuen Bundesländern kommt.
Unser Mitarbeiter Jörg Richter sprach kurz vor der Abreise nach Rio noch einmal mit Maria Selmaier.
Wie kamst du überhaupt zum Ringen ?
Maria Selmaier: „Mein Bruder hat gerungen und ich turnte im gleichen Verein. Irgendwann habe ich bei einem Turnier mitgekämpft, ich glaube das war im Limit bis 18 kg und es hat mir Spaß gemacht“.
Beim Ringen ist man an eine bestimmte Gewichtsklasse gebunden, du kämpfst im schwersten Frauen-Limit bis 75 kg, wie sehr muss man da noch abtrainieren ?
Maria Selmaier: „Bei mir ist das nicht allzu schlimm, das Gewicht passt und ich kann normal essen, muss mich erst an den letzten Tagen vor den Kämpfen etwas zügeln“.
Erst mit der letzten Chance in Istanbul hast du den Sprung auf den Zug nach Rio geschafft, wer-, oder was hat dir bei den Wettkampfvorbereitungen am meisten geholfen ?
Maria Selmaier: „In erster Linie mein Trainer Hartmut Reich, der auch bei den Tiefpunkten der letzten Jahre zu mir gehalten hat, aber auch meine Familie und Freunde haben mich sehr unterstützt“.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt geht es auch endlich los, was hast du dir für Rio als Ziel gesetzt ?
Maria Selmaier: „Ich denke die Vorbereitung verlief ordentlich, ich fühle mich fit, mein Ziel ist es am Wettkampftag meine bestmöglichste Leistung abzurufen und dann muss man einfach sehen, was die dann wert ist“.
Hat man aus Sicht der Athletinnen immer noch das Gefühl, dass die Frauen in der einstigen Männerdomäne Ringen immer noch hinten anstehen ?
Maria Selmaier: „In einer Zeit, wo doch Frauen und Männer recht gleichberechtigt sind, Frauen in Männerberufen keine Seltenheit mehr sind und Männer auch gut kochen können, sind auch Frauen auf der Ringermatte für mich etwas ganz normales, zudem der Weltverband mit der Aufstockung von vier- auf nunmehr sechs Gewichtsklassen ein deutliches Zeichen gesetzt hat“.
Was hast du nach den Kämpfen in Rio vor, gibt es da schon Pläne ?
Maria Selmaier: „Da mache ich erstmal Urlaub und dann möchte ich mich verstärkt meinem Beruf bei der Thüringer Polizei widmen“.