Trotz Leistungssteigerung im Länderkampf unterlegen

Am Gründonnerstag hatte der KSC Motor Jena die Ringkampffans zum Freundschaftskampf zwischen einer Thüringen-Auswahl und dem SC Csepel Budapest ins Jenaer Sportforum geladen. Knapp 150 ringkampfbegeisterte Zuschauer ließen sich von den anstehenden Feiertagen nicht abhalten und wurden für ihr Kommen mit feiner Ringkampfkost belohnt.

Am Ende eines gemeinsamen Trainingslagers einer mitteldeutschen und ungarischen Auswahl wurden bei den durchweg fairen Kämpfen noch einmal die Kräfte gemessen.

Den Auftakt machten Brian Bliefner (Halle) und Peter Fabianyi (Budapest) in der Gewichtsklasse bis 66 kg im freien Stil. Die Akzente in diesem ausgeglichenen Kampf setzte von Beginn an Brian Bliefner. Mit Beinangriffen und der aktiveren Kampfesführung bedrängte er seinen Kontrahenten stetig, wurde allerdings bei einer Vielzahl seiner Angriffe eiskalt gekontert, sodass er am Ende seinem physisch überlegenen Gegner mit 6:8 unterlag.

Joel Wrensch und Botono Gulyas trafen im Limit bis 60 kg aufeinander. Die beiden hoffnungsvollen Nachwuchsathleten schenkten sich nichts. Allerdings musste Joel, der vom Trainingslager sichtlich mitgenommen war, die Überlegenheit des Ungarn anerkennen, der auf jeden seiner Angriffe die passende Antwort parat hatte und überlegen mit 17:2 gewann. Somit stand es nach 2 Kämpfen schon 6:0 für die ungarische Equipe.

Die ersten Punkte auf das heimische Konto wollte Sebastian Wendel (96 kg) holen. Gegen Mate Greksa ging er konzentriert zu Werke und erarbeitete sich durch zwei clevere Aktionen am Mattenrand einen 2:0 Punktevorsprung. Während des gesamten Kampfes hatte er seinen Gegner unter Kontrolle und niemand hätte damit gerechnet, dass der Ungar den Kampf nochmal drehen könnte. Davon war wohl auch Sebastian Wendel ausgegangen, der mit seinen Gedanken fünf Sekunden vor dem Ende schon in der Umkleidekabine war, die Spannung aus dem Körper entweichen ließ und prompt durch einen blitzsauberen doppelten Beinangriff ins Mattenaus befördert wurde. Die verdutzten Zuschauer nahmen sprachlos den 4:2 Sieg von Mate Greksa zur Kenntnis und Sebastian Wendel verließ kopfschüttelnd die Matte.

Das Duell zwischen Merlin Sewina (Greiz) und Robert Kardos bestimmte mit dem Anpfiff der Ungar. Letztes Jahr im Aufgebot des KSC Motor Jena stehend, durch eine schwere Knieverletzung leider nie zum Einsatz kommend, siegte Kardos klar mit 12:1. Vor allem seinen schnellen Beinangriffen hatte der Greizer wenig entgegenzusetzen. Dennoch hielt der Greizer tapfer dagegen und wehrte sich nach Kräften.
Mittlerweile sah es nach 4 Kämpfen nach einer Demütigung der heimischen Athleten aus, denn die Gäste führten schon 11:0.

Im fünften Kampf konnten dann endlich die ersten zwei Zähler errungen werden. Im verbissen geführten Kampf zwischen Salik Sultanov (Halle) und dem 3. der Kadetten-EM, Martin Mowacsi, hatte der Hallenser mit 6:3 die Oberhand behalten. Der deutliche kleinere Sultanov punktete mit blitzschnellen Beinangriffen und ging mit einer 3:0 Führung in die Pause. Vom Trainer in der Pause ins Gebet genommen, kam Mowacsi wie ausgewechselt auf die Matte und glich mit deutlich aggressiverer Kampfführung zum 3:3 aus. Vom Zwischenspurt des Ungarn ließ sich Sultanov allerdings nicht beeindrucken und punktete diesen mit zwei schönen Beinangriffen zum 6:3 Endstand aus.

Für das unbestrittene Highlight des Abends sorgten zweifelsohne die beiden Weltklasseathletinnen Maria Selmaier und Zsanett Nemeth im Limit bis 75 kg. Beide gerade von den Europameisterschaften in Finnland zurückgekehrt, zeigten auch den letzten Zweiflern, dass Frauenringen zu Recht seinen Platz im olympischen Programm erhalten hat.
Ohne taktisches Geplänkel gingen beide Ringerinnen in den Kampf. Die athletischere Ungarin ging förmlich wie ein wilder Stier in den Kampf und versuchte Maria gleich den Schneid abzukaufen. Davon ließ sich die Ringerin des KSC Motor Jena jedoch nicht beeindrucken und setzte in einer hart umkämpften Situation mit einem sensationellen Überwurf alles auf eine Karte und ging nach einer Minute mit 4:0 in Führung. Noch aus der Situation heraus gelangen ihr durch das Ankippen in die gefährliche Lage weitere 4 Punkte. Die Verärgerung war Nemeth deutlich anzusehen und der Kampf, es waren gerade mal 1:15 min gerungen, wurde zunehmend härter geführt. Die ungestümen Angriffe der Ungarin wehrte Maria clever ab und ging mit einer 8:0 Führung in die Pause. In der zweiten Hälfte setzte Zsanett Nemeth ihre aktive Kampftaktik fort, wurde jedoch durch einen sauberen doppelten Beinangriff von Maria Selmaier ausgekontert. Durch einen eigenen gelungenen Angriff konnte die Ungarin nur noch auf 2:10 verkürzen.
Die Athletik und technische Raffinesse dieses Kampfes waren beeindruckend und wurden vom Publikum mit Sonderapplaus honoriert. Ganz nebenbei stand es erfreulicherweise nur noch 5:11 im Freundschaftskampf.

Im klassischen Stil trafen der Deutsche Vizemeister 2013, Toni Stade (Greiz) und der 5.-Platzierte der EM 2014, allerdings im freien Stil, Zsombor Gulyas aufeinander. Physisch und konditionell konnte man durchaus Vorteile beim Ungarn erkennen. Für einen Freistiler agierte dieser sehr geschickt und konnte durch eine unübersichtliche Aktion am Mattenrand mit 2:0 in Führung gehen. Im zweiten Abschnitt des Kampfes übernahm der Greizer die Initiative und konnte durch Herausschieben seines Gegners am Mattenrand auf 2:1 verkürzen. Mit einer wunderschönen Kopfrolle drehte Stade den Kampf und gewann mit 3:2.

Maximilian Kahnt hatte im darauffolgenden Kampf Balazs Kalman nichts entgegenzusetzen. Der Ungar punkte nach Belieben mit Beinangriffen und Rollen und gewann nach einer Minute 15:0.

Der gebürtige Zella-Mehliser Florian Crusius, vom 1 Luckenwalder SC zum RSV Rotation Greiz gewechselt, trat gegen Krisztian Birkas im klassischen Ringkampf auf die Matte. Im ersten Abschnitt konnte Crusius durch Rumreißer und verkehrten Ausheber punkten und ging mit 3:0 Führung in die Pause. Der zweite Durchgang im freien Stil bot wenige Highlights, da Florian Crusius die Angriffe seines Gegners clever abwehrte und seiner Vorsprung routiniert über die Zeit brachte.
So stand es vor dem letzten Kampf 9:15 für Ungarn.

Der letzte Kampf des Abends war ein kleiner Leckerbissen und sorgte für mächtig Stimmung in der Halle. Stefan Bittmann, Kampfrichter in allen vorherigen Kämpfen, wechselte das Sportdress gegen das Ringertrikot und trat ohne großartige Erwärmung zum Kampf gegen Peter Fabianyi. Der 44-Jährige traf auf einen 22 Jahre jüngeren Kontrahenten, zeigte aber, dass dies durchaus kein Nachteil sein muss. Durch zwei schöne Aktionen am Mattenrand ging der Mann vom KSC Motor Jena mit 2:0 in Front und war auch der aktivere Ringer. Kurz vor dem Pausengong allerdings, wurde er bei einem Wurfversuch selbst in die Brücke gestellt und konnte sich nur mit großer Mühe in die Pause retten. Sein Brückenkampf erinnerte an den legendären Kampf von Pasquale Passarelli bei den olympischen Spielen von L.A. 1984. Sonderapplaus sollte den Oldie noch einmal motivieren. Der physisch starke Fabianyi nutzte die Angriffe Bittmanns jedoch stets für eigene Konteraktionen und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Am Ende nutzte auch das große Kämpferherz nichts und trotz unermüdlichen Kampfeswillen musste sich Bittmann mit 6:9 geschlagen geben. Trotzdem eine starke Leistung des Oldies, dessen Einsatzwille den jungen Athleten Vorbild sein sollte.

Beim Duell: Thüringer Bratwurst vs. Ungarische Salami, hieß der verdiente Sieger SC Csepel Budapest mit 17:9.

Stützpunkttrainer Kay Taubert war mit dem Auftreten der einheimischen Ringer durchaus zufrieden, stellte allerdings fest, dass gerade im physisch-athletischen Bereich die ungarischen Sportler weiter entwickelt sind. Hieran gilt es in den nächsten Wochen und Monaten zu arbeiten.

Lars Wolf

Trotz Leistungssteigerung im Länderkampf unterlegen

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